Verschiedene Lettering-Stile gibt es bereits seit Jahrhunderten. Seit Bestehen des lateinischen Alphabets haben Menschen mit ihm herumexperimentiert, um sich auszudrücken. Um die wichtigsten Lettering-Stile kennenzulernen, haben wir uns ihre Ursprünge angesehen und was jeden einzelnen von ihnen unverwechselbar macht.
Lettering-Stile
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Die drei großen Kategorien des Schriftdesigns sind:
Alle drei unterscheiden sich deutlich voneinander und dienen als Designgrundlage unseres sich stets erweiternden Schriftuniversums. Mit anderen Worten: Jede Schrift, die dir gefällt oder nicht gefällt, wird entweder als Serifenschrift, Sans Serif-Schrift oder Schreibschrift klassifiziert.
Bevor du dich entscheidest, mit welcher Schrift du arbeiten möchtest, musst du verstehen, wie diese Schriftkategorien definiert werden und was sie unterscheidet. Dies hilft dir, eine fundierte Entscheidung zu treffen, wenn du sie für gebrandete Designs verwendest.

Serifenschriften
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Unsere erste Lettering-Kategorie sind Serifenschriften. Wörtlich genommen bezieht sich der Begriff Serife auf den kleinen Strich am Ende eines Buchstabens.
Bereits seit dem 8. Jahrhundert nutzten die Römer Serifen, um beim Eingravieren von Buchstaben in Stein die Ausrichtung beizubehalten. Im Laufe der Zeit und mit dem Fortschreiten der Technologie und unserer Fähigkeiten begannen Unternehmen bereits im 15. Jahrhundert, Serifenschriften zu verwenden, um handgeschriebenen Text zu imitieren. Diese Technik baut eine Verbindung zur Zielgruppe auf (egal in welchem Jahrhundert), indem sie ihr die menschliche Seite eines Unternehmens vermittelt.
Ich habe eine Liste mit Serifenschriften zusammengestellt, die mir besonders gut gefallen, um zu zeigen, wann Serifenschriften am besten funktionieren.
Monumentalschriften
Dieser Lettering-Stil geht auf die quadratischen Großbuchstaben zurück, die die alten Römer in Steinmonumente meißelten. Einer ihrer lateinischen Namen ist ziemlich geradeheraus, aber auch super dramatisch: capitalis monumentalis.
Dieser Stil zeichnet sich aus durch:
- gerade und scharfe Linien
- anmutige, aber eindrucksvolle Rundungen
- eine Schattenachse; hierbei handelt es sich um eine Achse zwischen den beiden dünnsten Stellen eines Buchstabens, die durch die schräge Haltung des Schreibgeräts entsteht.
- Serifen mit Kehlung. Dies bedeutet, dass die Serifen durch eine abgerundete Linie mit dem Stamm des Buchstabens verbunden sind.
Dieser Lettering-Stil war während der Renaissance sehr beliebt und ist heute noch beliebter.

Renaissance-Antiqua
Die Renaissance-Antiqua stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Buchstaben zeichnen sich durch Serifen mit Kehlung und einem niedrigen Kontrast aus. Letzteres bedeutet, dass die Strichstärke sich nicht groß verändert. Wie unten zu sehen haben die Buchstaben oftmals auch eine diagonale Schattenachse.
Möglicherweise hast du das Gefühl, dass sie den Monumentalschriften stark ähneln. Falls ja, liegst du goldrichtig! Da es sich bei beiden um Serifenschriften handelt, muss man bei ihrer Entschlüsselung auf die Details achten und sich ihre Wirkung durch den Kopf gehen lassen. Aufgrund seiner natürlichen Form und guten Lesbarkeit ist dieser Stil seit seiner Entstehung äußerst beliebt.

Barock-Antiqua
Die Barock-Antiqua, früher auch Übergangs-Antiqua genannt, bildet den Übergang von der Renaissance-Antiqua zu moderneren Schriften und kann ungefähr um die Mitte des 18. Jahrhunderts verortet werden.
Während dieser Zeit war der Strichkontrast größer und ausgeprägter. Wir sahen die Entstehung von Auslaufpunkten, auch Tropfen genannt, bei denen es sich um die runden Formen am Ende bestimmter Buchstaben handelt. Jeder Strich, der von Natur aus keine Serifen haben kann, ist ein Auslaufpunkt. Das Ohr eines kleinen R oder die Unterlänge eines kleinen Y sind beispielsweise Auslaufpunkte.

Der Strichkontrast wird offensichtlicher und die Serifen werden spitzer.
Klassizistische Antiqua
Im späten 18. Jahrhundert wurde die Qualität des Drucks und des Papiers immer besser, wodurch feinere Details gedruckt werden konnten. Klassizistische Antiqua-Schriften wollten die Aufmerksamkeit auf die neu entdeckte Perfektion lenken, indem sie den Kontrast zwischen dicken und dünnen Strichen verstärkten.
Die Menschen waren so besessen davon, den Strichkontrast der Buchstaben zu erhöhen, dass sie eine Unterkategorie „Fat Face“ („fettes Schriftbild“) nannten, bei der die stark unterschiedliche Strichstärke der klassizistischen Antiqua auf ein neues Level gehoben wurde. Diese Kategorie wurde schnell in der Werbung für Luxusmode beliebt und dominierte den Druck bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts.

Egyptienne/Serifenbetonte Linear-Antiqua
Mit der Weiterentwicklung des Drucks unterlagen Designschaffende weniger Einschränkungen, was die Größe und Textur anging, auf denen ihre Schriften gedruckt wurden.
Egyptienne-Schriften haben unglaublich dicke Serifen – manchmal so dick wie der Buchstabe selbst. Sie eignen sich besonders für große Texte, die die Aufmerksamkeit der Menschen erregen sollen, zum Beispiel Überschriften von Postern, Schilder oder auch Reklametafeln.
Diese Kategorie ist eher vielseitig, also nicht auf eine einzelne Strichstärke oder einen Stil beschränkt. Manche Buchstaben sind breit, andere schmaler. Manche weisen überhaupt keinen Strichkontrast auf und andere haben ihre Wurzeln in den starken Rundungen der klassizistischen Antiqua.
Experimentiere mit ihnen!
Es gibt noch viele weitere Serifenschriften! Von Inzisen bis hin zu Italienne – Designschaffende experimentieren immer weiter und erfinden neue Lettering-Stile und -Formen.

Sans Serif-Schriften
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Die zweite der drei großen Schriftkategorien ist die Familie der Sans Serif-Schriften. „Sans Serif“ bedeutet wörtlich „ohne Serifen“ und bezieht sich auf einen Buchstaben, der keine Serifen hat.
Zum ersten Mal tauchten serifenlose, lateinische Buchstaben um das Jahr 1809 herum auf. 1816 entwarf dann William Caslon IV. eine Schriftart namens „Two Lines English Egyptian“. Der Begriff „Egyptian“ wurde im Europa des frühen 19. Jahrhunderts häufig genutzt, um diesen Lettering-Stil zu beschreiben. Die Verwendung dieses Begriffs hängt mit dem blockartigen Charakter ägyptischer Kunst und Architektur zusammen sowie mit der Ära der Ägyptomanie (eine starke Faszination mit allem Altägyptischem). Seitdem wird der Begriff aufgrund ihres blockartigen Aussehens mit der Egyptienne in Verbindung gebracht.
Ursprünglich zeichneten sich serifenlose Schriften ganz und gar nicht dadurch aus, etwas Einzigartiges an sich zu haben, sondern allein durch die Tatsache, keine Serifen zu haben. Sie waren nicht stilisiert und wurden nur für Werbung genutzt: Sie waren extrem fett, auffällig und äußerst schmal.
Lass uns einen Blick auf die wichtigsten Kategorien der serifenlosen Schriften werfen.
Grotesk
Der Begriff Grotesk umfasst die meisten Schriftarten, die im 19. Jahrhundert entstanden, um schnell große Werbeanzeigen mit viel Text kreieren zu können. Zu Beginn hatten Grotesk-Schriftarten nicht einmal Kleinbuchstaben, dafür aber reichte ihre Bandbreite von extrem schmal bis extrem breit.
Die Buchstaben der Grotesk zeichnen sich durch einen geringen Strichkontrast und vor allem einen geraden Strichabschluss aus, so wie bei der unten abgebildeten Akzidenz-Grotesk zu sehen. Da es ihnen im Vergleich zu den Buchstaben der Serifenschriften an Frische und Ästhetik fehlte, nannte man sie „grotesk“, ein Begriff, der sich darauf bezieht, dass etwas abscheulich oder deformiert ist.

Ältere Grotesk
Die Ältere Grotesk entstand in den 1950er Jahren, zeitgleich mit der Schweizer Typografie.
Die Typografen der damaligen Zeit wollten mit der Alten Grotesk den Buchstaben eine gewisse Neutralität verleihen. Die Unterschiede zwischen der Grotesk und der Alten Grotesk sind zwar häufig sehr fein, aber diese neue Richtung zeichnete sich durch eine präzise Anatomie und einen geringen, aber natürlichen Strichkontrast aus.
Helvetica

Geometrische Grotesk
Geometrische Buchstaben sind genau das, was ihr Name vermuten lässt: geometrisch. Sie basieren auf perfekten Formen. Das „O“ ist also ein perfekter Kreis, während das „A“ einen spitzen, nach oben gerichteten Scheitel hat.
Entstanden in den 1920er Jahren in Deutschland, zeichnen sie sich durch ein modernes und ausgefeiltes Aussehen aus. Dank ihrer Geometrie eigneten sie sich perfekt für Gravuren in Metall oder Plastik.
Futura

Dynamische Grotesk
Die Dynamische Grotesk ist inspiriert von klassischen Formen, beispielsweise den Monumentalschriften oder der Renaissance-Antiqua und sogar der Kalligrafie. Die erste Schriftart dieser Kategorie namens Johnston entstand im Jahr 1916.
Diese Schriften zeichnen sich durch eine deutliche Variation der Strichstärke aus. Die Formen sind natürlich, während die Bögen und Punzen schön offen sind. Manche Schriftarten dieser Kategorie können geometrischer sein als andere, aber das Element, das sich in allen wiederfindet, ist die menschliche Note, die sich im organischen Fluss der Formen und Stämme zeigt.

Experimentiere mit ihnen!
Die Zeiten ändern sich und Designer und Schriftsetzer versuchen, die Grenzen der Buchstabengestaltung zu verschieben. Es gibt unzählige Buchstabenformen und -stile, die keiner bestimmten Kategorie zugeordnet werden können, aber dadurch sind sie nicht weniger wertvoll.

Schreibschrift
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Nun sind wir bei der letzten der drei Hauptkategorien angekommen. Schreibschriften oder Kalligrafie basieren ausschließlich auf kursiver Handschrift und beziehen sich auf Buchstaben, die durch eine durchgängige Linie miteinander verbunden sind. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf lateinische Sprachen und Schreibschrift-Familien.
Die Handschrift ist die natürlichste Form des Schreibens: Die Formen basieren auf natürlichen Bewegungen der Hand und jeder Stil wird von der Hand, mit der er geschrieben wird, beeinflusst. Auch wenn Kalligrafie (bei der es sich im Grunde um künstlerische Schreibschrift handelt) der Handschrift am nächsten steht, imitiert Lettering oftmals ihre Merkmale.
Stil und Merkmale der Schreibschriften werden hauptsächlich von den verwendeten Stiften oder Pinseln beeinflusst. Schreibfedern sind flach, abgerundet oder spitz, wohingegen Pinsel glatt oder rau sind. Die folgenden Beispiele zeigen die am häufigsten verwendeten Schreibschriften der heutigen Zeit.
Formale Schreibschriften
Die formale Schreibschrift war ab dem 17. Jahrhundert bis zum Aufkommen der Schreibmaschine der Standardschreibstil für Geschäftskorrespondenzen.
Obwohl wir diesen Stil nicht nach strengen Regeln definieren können, weil es sich schlicht um einen Oberbegriff für viele, viele Unterkategorien und Schriftarten handelt, werden die Buchstaben dieser Ära mit Eleganz und Kultur assoziiert.
Manche nutzten Schwünge, Schnörkel und ausgeschmückte Initialen, während andere einfacher gehalten waren. Diese Begriffe können etwas verwirrend sein, daher wollen wir sie kurz erläutern:
- Ein Schwung ist ein kleiner Schnörkel oder gar eine überspitzte Serife, die mit dem Buchstaben verbunden ist.
- Ein Schnörkel ist im Grunde ein Schwung, nur größer.
Wenn man einen Schwung übertreiben würde, sodass er total verwirbelt und kompliziert aussieht, würde man ihn nicht mehr Schwung, sondern Schnörkel nennen. In dem Fall ist der Schnörkel nicht mehr unbedingt mit dem Buchstaben verbunden, sondern kann für sich allein stehen und als Dekoration verwendet werden.
Englische Schreibschrift
Die Englische Schreibschrift ist eine Form der formalen Schreibschrift und stammt ungefähr aus den 1660er Jahren. Die Verbindungen zwischen Strich und Grundstrich sind elegant, die Schriftdicke weist keine großen Unterschiede auf, die Haarlinien sind fein und sie verfügt über abgerundete und weiche Formen.
Im 17. Jahrhundert mussten viele römische Schreibmeister wegen der Plünderung von Rom nach Südfrankreich ziehen. Hier begannen sie damit, die Schreibmethoden der Renaissance zu verbessern und entwickelten aus der humanistischen Kursive die Circumflessa. Währenddessen hatten französische Beamte genug davon, tonnenweise Briefe in verschiedenen Stilen zu bekommen und beschwerten sich häufig darüber, diese nicht lesen zu können. Deshalb folgten sie dem Rat der damaligen Schreibmeister und entschieden, dass Briefe nur noch in drei Schreibstilen geschrieben werden durften: der Coulée, der Ronde und der Bastarda.
Das Aussehen der Englischen Schreibschrift wurde stark von der französischen Ronde inspiriert und um 1860 verbreiteten englische Meister ihre eigene Version davon – ein Stil, der später als Englische Schreibschrift bekannt wurde.

Spencer-Schrift
Die Spencer-Schrift entstand in den 1840er Jahren in den USA aus dem Wunsch heraus, das Schreiben zu einem einheitlichen Erlebnis zu machen – ganz ähnlich wie die Rechtschreibung und die Aussprache. Dieser Schreibstil basierte auf ovalen Formen, ihre Minuskeln waren deutlich kleiner als die Großbuchstaben und die Verbindungen waren breit, wodurch die Buchstaben einen eher größeren Abstand zueinander aufwiesen. Die Strichstärke blieb meist unverändert, mit Ausnahme der keilförmigen Schattierungen an den Ober- und Unterlängen.
Kurz nach dem Aufkommen der Spencer-Schrift wurde sie an Schulen als standardmäßige Schreibweise unterrichtet, um Schülern und Schülerinnen den richtigen Schreibrhythmus zu vermitteln und ihr Muskelgedächtnis zu trainieren. In den 1880er Jahren wurde eine vereinfachte Variante der Spencer-Schrift, die Palmer-Methode, entwickelt. Diese wurde zum neuen Standardschreibstil. Wie du im Bild unten sehen kannst, erzeugt sie einen dezenten, fließenden Lettering-Stil.

Copperplate
Die Copperplate-Schrift ist ein Stil, der oftmals mit der Englischen Schreibschrift assoziiert wird und ihren Ursprung im Europa des frühen 17. Jahrhunderts hat. Als die Menschen anfingen, die Schreibkunst und die Kunst der schönen Handschrift zu erlernen und Metallgravuren immer mehr Verbreitung fanden, begannen Schriftgelehrte und Graveure damit, gemeinsam an wunderschön gestalteten Platten zu arbeiten.
Vielleicht kannst du es dir bereits denken: Das beliebteste Metall zur damaligen Zeit war Kupfer (engl. copper) und die Menschen begannen, einen bestimmten Schreibstil zu verwenden. So bekam dieser Stil den Namen Copperplate.
Copperplate zeichnet sich durch normal schattierte Buchstaben, einen starken Strichstärkenunterschied sowie spitze Kanten und Scheitel aus, wodurch die Buchstaben ein förmlicheres Aussehen erhalten.

Gebrochene Schrift
Die Anfänge der gebrochenen Schrift finden sich im Westeuropa des 12. Jahrhunderts, als die Nachfrage nach Büchern langsam stieg. Diese mussten daher schnell produziert werden und es wurde eine Schrift erforderlich, die sich schneller schreiben ließ.
Vor dem Aufkommen der gebrochenen Schrift wurde im mittelalterlichen Europa die karolingische Minuskel – zur damaligen Zeit der kalligrafische Standard – für das Schreiben von Manuskripten und Büchern verwendet. Dieser Stil, wenngleich äußerst gut lesbar, war viel zu breit und nahm viel zu viel Platz auf dem Papier ein, was nicht so gut war, wenn man viel Text auf einer begrenzten Anzahl an Seiten schreiben wollte.
Und so entstand die gebrochene Schrift, die sich durch schmale und große Buchstaben, kantige Linien und spitze Strichabschlüsse auszeichnet. Einige Unterkategorien dieses Genres, die sich in der aktuellen Popkultur großer Beliebtheit erfreuen, sind die Textura, die Schwabacher, die Fraktur oder die Cursiva.

Brush Lettering
Brush Lettering ist eine Form des Letterings, die mit dem Pinsel gemacht wird. Es ähnelt der Kalligrafie, doch statt mit Federn und Tinte werden Pinsel und Farbe verwendet. Das wichtigste Element hier ist die flexible Pinselspitze, die stark auf Druck und Handbewegung reagiert. Dies bietet mehr Flexibilität und Raum, um neue Buchstabenformen zu entdecken.
Die beliebteste Form des Brush Letterings ist wahrscheinlich die Schildermalerei; hierbei werden zu Werbezwecken Buchstaben mit einem Pinsel von Hand direkt auf Gebäude oder Schilder gemalt. Diese Praxis verlor mit dem Aufkommen von Computern und digitaler Druckverfahren an Bedeutung, verschwand allerdings nie gänzlich und ist heutzutage eine angesehene Kunstform.
Zurück zum Brush Lettering. Es ist beinahe unmöglich, dieses Genre in Kategorien zu unterteilen, da es so viele verschiedene Varianten und Stile gibt. Lass uns vereinfacht festhalten, dass ein paar der verbreitetsten Stile in Block Lettering, Casual Lettering und Script Lettering unterteilt werden können.

Weitere Variablen, die den Lettering-Stil beeinflussen
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Die oben genannten Stile kratzen nur an der Oberfläche der Komplexität der Schrift- und Lettering-Welt. Der Umfang der Informationen und Geschichte ist so riesig, dass ein einziger Artikel schlicht nicht ausreicht, um alles abzudecken.
Allerdings dient er als gute Grundlage und macht dir hoffentlich Lust darauf, dich eingehender mit diesem wunderbaren Thema zu befassen.
Im Lettering gibt es noch viele weitere Faktoren, als nur strikt irgendwelchen Regeln und historischen Trends zu folgen. Du kannst jeden erwähnten Stil nach deinen eigenen Wünschen formen, indem du die Buchstabenformen anpasst und so neue und innovative Buchstaben kreierst. Werfen wir mal einen Blick auf diese Variablen.
Strichstärke
In der Typografie bezieht sich der Begriff Strichstärke darauf, wie viel Platz ein Buchstabe auf einer Seite einnimmt. Ein Buchstabe kann besonders dünn, besonders dick und alles dazwischen sein. Denke daran, dass du in allen Stilen mit der Strichstärke experimentieren kannst! Wie dünn oder dick der Buchstabe wird, ist komplett dir überlassen.

Strichkontrast
Wenn du innerhalb eines Buchstabens mit unterschiedlichen Strichstärken experimentierst, experimentierst du mit dem Strichkontrast. Du kannst dich für einen humanistischen Stil, die sehr auffällige Fat Face, eine simple Monoline-Schrift oder auch eine dramatische Spencer-Schrift entscheiden.

Breite
Unabhängig von der Strichstärke oder dem Strichkontrast kann ein Buchstabe extrem schmal oder extrem breit sein. Schmale Buchstaben haben einen sauberen Look, wohingegen breite Buchstaben eher souveräner und stabiler wirken.

Neigung
Man kann beinahe jeden Buchstaben und Stil beliebig neigen. Aber hier wird es interessant: Es gibt echte Kursivschriften und falsche Kursivschriften, auch Oblique-Schriften genannt. Beide scheinen sich sehr zu ähneln, schließlich sind beide schräg, richtig? Nun, fast. Oblique-Schriften sind Buchstaben, die einfach schräg gestellt wurden, ohne dass die Basis des Buchstabens verändert wurde. Echte Kursivschriften sind dagegen keine schräg gestellten Buchstaben, sondern Buchstaben, die von Grund auf schräg geschrieben werden.

Verhältnis zwischen den Elementen
Du kannst die Stimmung, die von einem Buchstaben ausgeht, allein dadurch verändern, dass du das Verhältnis zwischen den Elementen veränderst. Wenn du beispielsweise den Querstrich (die mittlere horizontale Linie) im E nach oben oder unten verschiebst, kannst du dessen Aussehen so verändern, dass es in ein Poster im Mid-century-, Bauhaus- oder Jugendstil passt.

Verzierungen
Schwünge, Schnörkel, Auslaufpunkte – dies sind die Elemente, die in einem Lettering-Werk hinzugefügt oder personalisiert werden können. Sie schaffen eine romantische, intime Atmosphäre und zeigen die Persönlichkeit des oder der Schreibenden bzw. der Marke.

Schreibgeschwindigkeit
Hast du schon mal bemerkt, wie schön deine handschriftlichen Notizen aussehen, wenn du dir besonders viel Zeit nimmst und dein Handgelenk entspannst, im Gegensatz dazu, wenn du super schnell etwas in einem Diktat notieren musst? Nur dass schneller nicht schlechter heißen muss! Wenn du die Schreibgeschwindigkeit und den Entspannungsgrad deiner Hand änderst, kann dein Lettering unterschiedliche Gefühle ausdrücken: von Gelassenheit bis hin zu aggressiver Wut und allem dazwischen.

Verwendete Schreibgeräte
In der Kalligrafie ist eines der wichtigsten Elemente das verwendete Schreibgerät. Im Lettering verwendest du diese Schreibgeräte natürlich nicht, weil du die Buchstaben zeichnest, aber du musst wissen, wie unterschiedlich Stifte und Pinsel reagieren, wenn du den Look akkurat nachbilden möchtest.

Faszination Buchstaben
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Es ist wirklich faszinierend, wie sich Buchstaben und Stile entwickelt haben und wie Veränderungen im Leben der Menschen, Technologien und Ideologien diese Entwicklung beeinflusst haben, oder? Wenn wir diese Dinge und wie Buchstaben gebildet werden lernen, können wir besser verstehen, wie die Gesellschaft Sprache und Buchstaben interpretiert.
Die Lettering-Stile, die wir für die Verkörperung unserer Marke wählen, senden eine unglaublich starke Botschaft. Sie definieren, wer die Marke ist und wem sie am nächsten steht. Daher hoffe ich, dass dieser Artikel sich als nützliche Anleitung erweist, um dich deiner Traumschrift näherzubringen.